Archive for Oktober 2008

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Privatduell im Penaltyschiessen

30 Oktober, 2008

Gestern war ich am Spiel der Eishockey Champions League zwischen den ZSC Lions und Slavia Prag. 4-4 lautete das Resultat nach 60 Minuten und 3 Minuten Werbepausen. Ansonsten präsentierte sich Spieler und Hallenstadion-Rink weitgehend werbefrei. Was für eine Wohltat fürs Auge. Sehenswert war auch das abschliessende Penalty-Schiessen um den Zusatzpunkt. Nach je 3 Versuchen stand es 1-1. Getroffen hatten der Tscheche Bednar und der kanadische Eishockeymeister Jan Alston. Was danach folgte, hatte nichts mehr mit Mannschaftssport zu tun. Denn Bednar und Alston führten ein Privatduell, das der Tscheche schliesslich gewann: Er schoss insgesamt 4 (!) Penalty-Tore, der ZSC-Löwe nur deren 3. Grund dafür war wohl, das ihn der Torhüterwechsel vor dem 4. Penalty etwas aus dem Konzept gebracht hatte. Alles in allem ein unvergesslicher Eishockeyabend in Zürich-Oerlikon.

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Tennis ist Nebensache

26 Oktober, 2008

Am Wochenende war ich am Tennis-Turnier „Swiss Indoors“ in Basel am Rhein, auch bekannt als Federer-Festspiele. Im Mittelpunkt stand nicht immer der Center Court, sondern das Tennisdorf. Dort betreiben die Sponsoren ihre Lounges für Gäste, die mit Tennis nicht so viel am Hut haben. Am Hals trugen sie dafür unsäglich hässliche Nationale-Suisse-Schals. Dies, trotz Tenü-Empfehlung „Business“  und obschon die Nationale-Suisse-Versicherung nicht Swiss-Indoors-Sponsor, sondern nur Federer-Supporter ist. Ein weiteres Beispiel von Ambush-Marketing, das in aller Schärfe zu verurteilen ist. Als die geschalten Tennisfans im Stadion sassen, dann schrieben sie entweder SMS oder fotografierten wie wild. Tennis gespielt wurde trotzdem. Ich sah Blake gegen Lopez, die sich genau ans Timing hielten. Denn um 18.45 spielte Federer gegen den Italiener Bolleli: 6-2, 6-2, lautete das Verdikt nach etwas mehr als einer Stunde. Ganz nach dem Gusto meines mir nicht bekannten Sitznachbarn: „Super. Jetzt haben wir mehr Zeit zum Saufen“.

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Die Welt stimmt für Obama

22 Oktober, 2008

Wenn die Weltbevölkerung am 4. November den neuen US-Präsidenten wählen könnte, dann würde Barack Obama klar gewinnen. In der Schweiz zum Beispiel aktuell mit 94,5%. Das sind Resultate, wie wir sie sonst nur aus Nordkorea kennen. Zu den Ländern, in denen John McCain am meisten Unterstützung bekommt gehören Afghanistan, Iran, Irak, und Venezuela… Heraus sticht aber Mazedonien, wo 88% der Stimmen auf McCain entfallen. Dort muss ein republikanischer Mehrfach-Wähler zu Hause sein.

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Rafale macht weniger Fluglärm

19 Oktober, 2008

Ein französischer Bericht wirft ein schlechtes Bild auf die Rafale-Kampfjets, schreibt die SonntagsZeitung. Weil die Motoren des Rafale viel Wartungsarbeit erforderten, seien die Jets nur zu 45% einsatzbereit. Der Bericht des französischen Parlaments liegt der SonntagsZeitung rein zufällig vor (honi soit qui mal y pense). Aber der Beschaffungsbehörde Armasuisse war die Pannenanfälligkeit des Rafale bisher nicht bekannt. Was beim ersten Lesen gegen den französischen Kampfjet spricht, könnte für die Konkurrenten Eurofighter und Gripen zum Rohrkrepierer werden. Denn bei nur 45% Rafale-Einsatzbereitschaft würde der Fluglärm mit einem Schlag um 55% sinken. Das ist ein starker Trumpf in der Kampfjet-Evaluation.

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Meinungsvielfalt in der Krise

18 Oktober, 2008

Ospel oder Nationalbank?
„Gerade das Beispiel UBS belegt, wie rasch und entschieden gehandelt wird, wenn die Probleme erkannt sind. Der heute vielgeschmähte Chairman Marcel Ospel organisierte in Rekordfrist neues Milliardenkapital in Singapur.“ (Roger Köppel, Weltwoche 41) „Die in der Sonntagspresse verbreiteten Meldungen widerlegen die von der UBS selber in Umlauf gebrachten Versionen über den angeblichen Weitblick des Managements unter Konzernchef Ospel. Ohne die von der Nationalbank erzwungene Kapitalerhöhung aus Singapur wäre wohl grösseres Unheil auf die UBS zugekommen.“ (Carmen Gasser, Weltwoche 42/08)

Staat erzeugte Subprime-Krise
„Nicht gierige Banker haben arme Amerikaner schwarzer Hautfarbe verführt, sich zu verschulden für ein eigenes Häuschen. Am Anfang war der politische Druck, der angeblichen Diskriminierung von ärmeren Mitbürgern und Minoritäten politisch und regulatorisch ein Ende zu setzen. Der Rotstift der gestrengen Banker auf den Anträgen wenig bemittelter Hypothekar-Gesuchsteller sollte politisch korrekt und sozial fair sein.“ (Volkswirtschafts-Professor Silvio Borner, Weltwoche 42/08)

Mehr Freude dank mehr Staat
„In der Schweiz blüht der faktenfreie Gschichtli-Journalismus. Die Schweizer Banken seien besser. Ospel habe rechtzeitig für Rekapitalisierung gesorgt. Deshalb müsse der Staat nicht eingreifen. Wahr ist genau das Gegenteil.“ (Peter Bodenmann, Weltwoche 42)

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Amtl. best. Konkubinat

17 Oktober, 2008

Heute habe ich mir wieder einmal offiziell bestätigen lassen, dass ich mit meiner Partnerin zusammenlebe. Es gibt dir einfach ein gutes Gefühl, wenn du dir das Konkubinat regelmässig amtlich bestätigen lässt. Das dauert nur wenige Minuten und kostet auf dem Personenmeldeamt der Stadt Zürich nur 20 Franken. Das ist mir meine Partnerschaft alleweil wert. Ich muss allerdings gestehen, dass ich die amtliche Bestätigung nicht ganz freiwillig einhole. Nein, ich muss jährlich den SBB eine Wohnsitzbestätigung liefern. Sonst gibt es kein GA-Plus Duo Partner. Früher reichte dafür eine Kopie des Mitvertrags oder die Rechnung des Elektrizitätswerks. Das ist seit einigen Jahren vorbei. Aber, mit der neuen Regelung ist allen gedient: Die Gemeinden können zusätzliche Gebühren einziehen, ich bekomme jährlich eine amtliche Konkubinats-Bescheinigung, und die SBB sind sicher, dass ich sie nicht abzocke. Denn schliesslich kann man seinen treusten Kunden nicht über den Weg trauen.

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Militärische Fluglärmexporte

13 Oktober, 2008

Die Schweiz ist stark exportorientiert. Das zeigt auch die Evaluation des neuen Schweizer Kampfjets: Die Flugzeugbauer werben damit, dass die Trainings über Frankreich (Rafale) und Schweden (Gripen) geflogen werden können – statt in unseren engen Bergtälern. (Beim Eurofighter streiten sich die beteiligten Herstelleerländer noch darüber, über welchen abgelegenen Landstrichen die Schweizer Kampfpiloten willkommen wären.) Frankreich hätte den Vorteil, dass es mit seinen Übersee-Territorien auch den Nachschub für den Wach-Pfefferspray der Schweizer Armee sicher stellen könnte. Für Schweden spricht, dass wir über der Ostsee auch mit unseren FA/18 üben könnten. Die wurden schliesslich ursprünglich für den Einsatz auf den Flugzeugträgern der US Navy entworfen. Im Eurofighter-Nutzerland Spanien wiederum könnten wir mit unseren wasseranfälligen Panzern pannenlos durch ausgetrocknete Flüsse brettern. Allerdings hat der Schweizerische Bauernverband bereits davor gewarnt, alle Panzermanöver ins Ausland zu verlagern. Damit gingen die Entschädigungszahlungen für militärische Landschäden verloren. BDP-Bundesrat Samuel Schmid und sein VBS stehen vor einer schwierigen Exportentscheidung.

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Schweizer Fussball auf Deutsch

11 Oktober, 2008

In Berichten der deutschen TV-Sender über eidgenössischen Fussball geht rein gar nichts ohne Querverbindungen zur Bundesliga. Das tönt dann so: „Bei der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft ist im EM-Qualispiel gegen Lettland eine grosse Verunsicherung zu spüren. Davon liess sich auch der zuletzt bei Leverkusen überzeugende Tranquillo Barnetta anstecken. Auch Udinese-Legionär Gökhan Inler, der in der UEFA-Qualifikation gegen Dortmund einen Elfmeter versenkt hatte, wirkte wenig überzeugend. Die kollektive Verunsicherung der Eidgenossen war auf die Jahrhundert-Niederlage gegen den Fussballzwerg Luxemburg zurückzuführen. Damals schoss der ehemalige Gladbach-Spieler Jeff Strasser die Eidgenossen im Alleingang ab. Wenig überraschend sorgten gegen Lettland die Schweizer Fussballer mit Bundesliga-Erfahrung für die Differenz: Dortmund-Stürmer Alexander Frei erzielte das erlösende 1:0. Den überraschenden Ausgleich für die Letten schoss Ivanovs, dessen Grossmutter einst mit einem Wehrmachtsoldaten angebändelt hatte. Diego Benaglio, der Wolfsburger Keeper im Schweizer Tor, war machtlos. Schliesslich verschonte der ehemalige Hannoveraner Aussenstürmer Blaise N’kufo den Schweizer National- und ehemaligen Dortmund- und Bayern-Trainer Othmar Hitzfeld vor einer Blamage. Am Mittwoch müssen die Schweizer gegen das vom früheren Werder-Dauertrainer Otto Rehagel gecoachte Griechenland mindestens ein Unentschieden holen. Sonst rückt die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika in weite Ferne. Bei der WM 2006 in Deutschland waren die Schweizer noch bis in die Achtelfinals vorgestossen. Dann folgte das legendäre Elfmeterschiessen gegen die Ukraine. Unvergesslich das Zungenspiel des ehemaligen Stuttgart-Stürmers Marco Streller.

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Fast freie Fahrt im Bahnhof SBB

10 Oktober, 2008

Die SBB haben alle Verträge für Promotionen und Verkaufsaktionen in den Bahnhöfen per Ende 2008 gekündigt! Damit endet auch der Spiessrutenlauf im promotionsverseuchten Zürcher Hauptbahnhof. Nächstes Jahr stehen dir keine Promotionsmenschen mehr vor dem Zug – nur noch die Raucher. Dann ist aber auch fertig mit kostenlosen Energy Drinks, Chips und sonstigem Promomaterial. Das wird in Zukunft einfach vor dem Bahnhof verteilt oder gleich bei den Boxen der Gratis-Zeitungen deponiert. So ganz freie Fahrt zum Perron hast du aber immer noch nicht. Denn schliesslich gibt es weiterhin die unzähligen Grossanlässe in der Bahnhofhalle. Vom Welttiertag („Die Welt der Tiere aus Sicht der Tiere„) über das Bierfest „Zürcher Wiesn“ („Die Mass kommt wieder nach Zürich“) bis zur anschliessenden 4. Zürcher Präventions-Messe („Rauchen, Alkohol, Sucht usw. – wer wollte bestreiten, dass viele von uns ungesund leben“). Jetzt fehlt eigentlich nur noch die 1. Anlegermesse nach dem Infarkt der Finanzmärkte. Quasi zur Einstimmung gibt es im November die „Generation Gold – EXPO 50plus“ („Die Messe für Ihre goldene Zukunft“).

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Biologischer Angriff auf Schweizer Armee

9 Oktober, 2008

Bereits zum zweiten Mal sind Schweizer Armeeangehörige Opfer eines biologischen Angriffs geworden. Zuerst war da der fiese Zeckenangriff auf eine biwakierende Luftwaffen-Einheit. Er forderte damals 48 Zeckenbissopfer – trotz durchgeladenem Sturmgewehr der Zeltwache. Jetzt sind Schweizer Soldaten in Sitten von Bettwanzen attackiert worden. 13 Armeeangehörige klagten über Hautreaktionen. Sie mussten mit Crèmes behandelt werden. Das VBS will jetzt nebst Pfefferspray auf der Wache auch Insektenspray in militärischen Matrazenlagern einsetzen.